Das Forschungskolleg Humanwissenschaften: Veranstaltungen

Donnerstag, 11.01.2024, 18:15 Uhr
Goethe-Universität, Campus Westend, Casino CAS 1.811, Nina-Rubinstein-Weg 1, 60323 Frankfurt am Main

Forschungsschwerpunkt »Democratic Vistas«
Democratic Vistas Lecture Series: Was heißt »Demokratische Lebensform«?

Sophie Loidolt (TU Darmstadt)
»Widerständigkeit, Ironie, Relevanz – drei demokratische Erfahrungsmodi von Öffentlichkeit?«

Über den Vortrag
Politische Formen bestimmen Alltagspraktiken, Wahrnehmungsweisen und selbst das leibliche In-der-Welt-Sein. Umgekehrt können solche Praktiken und Existenzformen politische Prinzipen ins Werk setzen, auch wenn die jeweilige Staatsform gar nicht dazu passt. Die Forderung, Demokratie zu »leben«, kommt daher nicht von ungefähr. Doch wo und wie »leben« wir Demokratie im Alltag, wo erfahren wir sie? Wann »tun« wir Demokratie und wann erleiden wir sie? Und wer ist dieses »wir«?
Eine zentrale Forderung einer solchen Untersuchung muss sein, kein idealistisch verbrämtes Bild einer demokratischen Lebensform zu zeichnen. Das selbstbestimmte, partizipierende, öffentlich urteilende, sich in Freiheit formende und gleichzeitig auf Egalität und Solidarität bedachte Subjekt ist ein Ideal der Demokratietheorie. Kritiken an diesem aufklärerischen Subjektverständnis nehmen ebenso für sich in Anspruch, das Eigentliche der Demokratie als Subjektivierungsform zu erfassen: Kontingenz, Dissens und Offenheit zu affirmieren oder die Stimme der Alterität in Brüchen der herrschenden Ordnung zu vernehmen – dies sind neuere Tugenden, die demokratische Subjekte beherrschen sollen. Es entsteht ein komplexes und hoch anspruchsvolles Gefüge, das weit über die regelmäßige Stimmabgabe hinaus eine »Lebensform« vorzeichnet, die sich individuell und gemeinschaftlich vollziehen soll.
Um zu vermeiden, dass Reflexionen auf demokratische Lebensformen und Ästhetiken zu bestimmenden und schließlich normativen Urteilen werden (»so soll man demokratisch leben!«), soll im Vortrag eine Perspektive auf Räumlichkeit, intersubjektive Begegnung und ihre »aisthesis« in Mikroöffentlichkeiten eröffnet werden. Die leitende These dabei ist, dass demokratische Ästhetiken etwas mit einem Gelingen von Öffentlichkeiten zu tun haben – was weder strategische noch kommunikative Erfolgsmodelle implizieren muss. Unter den Stichworten Widerständigkeit, Ironie, und Relevanz sollen drei Erfahrungsmodi von Öffentlichkeit unter die Lupe genommen werden, die demokratische Lebensformen auch unter nicht-idealen Bedingungen bereithalten.

Die Rednerin
Sophie Loidolt ist Professorin für Praktische Philosophie an der TU Darmstadt und vertritt einen phänomenologischen Schwerpunkt in Forschung und Lehre. U.a. ist sie die Autorin der preisgekrönten Studie Phenomenology of Plurality. Hannah Arendt on Political Intersubjectivity (Routledge, 2017).

Mehr Informationen zur Vortragsreihe finden Sie hier.

Teilnahme und Anmeldung
Bitte beachten Sie, dass die Veranstaltung am Campus Westend an der Goethe-Universität in Frankfurt stattfindet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.



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