Thomas Geier



Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Schul- und Bildungsforschung (ZSB), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Aufenthalt am Forschungskolleg Humanwissenschaften:
Oktober−Dezember 2017

Forschungsthema am Forschungskolleg Humanwissenschaften:
»Die Pädagogik der Gülen-Bewegung«

Projektbeschreibung:
In diesem Projekt wird rekonstruiert, wie Bildung als Konzept und Prozess im Kontext islamischer Orientierungen von türkischen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen in der deutschen Migrationsgesellschaft verstanden und ausgestaltet wird. Erforscht werden soll dies anhand von Bildungspraktiken und Biographien von Akteuren der »Gülen-Bewegung«, einem globalen Netzwerk, das von dem namensgebenden türkisch-islamischen Prediger Fethullah Gülen in den 1960er Jahren in der Türkei gegründet wurde und weltweite Bildungsarbeit explizit zum Ziel seiner Aktivitäten macht. Die weltweit aktive sogenannte »Gülen-Bewegung« steht nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei in Verdacht, für den Putsch verantwortlich zu sein. Sie galt in der Türkei bereits schon vorher als terroristische Vereinigung. Ihre Nachhilfezentren sind geschlossen, ihre Zeitungsredaktionen zwangsverstaatlicht und ihr nahestehende Beamte entlassen und/oder verhaftet worden. In der deutschen Öffentlichkeit tritt das Netzwerk v.a. durch Gründung privater Schulen und Nachhilfezentren in Erscheinung. Weiterverbreitet als diese sind jedoch die religiösen Gesprächskreise (sohbetler) für Kinder und Jugendliche bzw. junge Erwachsene, in denen die zentralen sozialen und religiösen Ideen und Botschaften des Netzwerkes weitergegeben, diskutiert und interpretiert werden. Sie lassen sich als bedeutende informelle Räume eines modernen Islamverständnisses begreifen, in dem Bildung ein zentraler und programmatischer Stellenwert zukommt. Um dieses spezifische Verständnis von Bildung in den Gesprächskreisen und deren Praxis rekonstruieren zu können, fokussiert das Projekt methodisch auf eine Teilnehmende Beobachtung im Bildungsraum der sohbetler und narrative Interviews mit männlichen Schülern und Studierenden, die in statushomogenen Gruppen an den Gesprächskreisen teilnehmen. Es wird daraus resultierend mit Textkorpora gearbeitet, aus denen sich die Sinnproduktions- und Interaktionslogik der spezifischen Vermittlungspraktiken von für die Bewegung zentralen Ideen und Botschaften sowie deren lebensgeschichtliche biographische Deutungslogik als Bildungsprozesse rekonstruieren lassen. Anhand des Netzwerkes und seiner Aktivitäten kann damit gezeigt werden, wie Bildung in einem migrationsgesellschaftlichen sowie in Teilen transnationalen Setting vor islamischem Hintergrund in spezifischer Weise interpretiert, als soziale Praxis institutionalisiert, und welche biographische Bedeutung ihr dabei seitens der Akteure beigemessen wird. (Thomas Geier)

Zusammenarbeit:
Thomas Geier folgt der Einladung von Isabell Diehm (Professorin für Allegemine Erziehungswissenschaft an der Goethe-Universität) und dem an der Universität angesiedelten LOEWE-Schwerpunkt: »Religiöse Positionierung. Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten«.

Wissenschaftliches Profil von Thomas Geier


Thomas Geier ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Schul- und Bildungsforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seit 2016 leitet er dort das DFG-Projekt »Die Pädagogik der Gülen-Bewegung - Rekonstruktion von Bildungspraktiken und Biographien in türkisch-muslimischen Gesprächskreisen« (GE 2750/2-1).

Website:
Weitere Informationen zu Thomas Geier finden Sie hier.

Veröffentlichungen (Auswahl):
  1. (Hg. mit Vanessa Albus und Magnus Frank) Sprachliche Bildung im Philosophieunterricht, Münster, Berlin u.a., 2017.
  2. (mit Saadet Keskinkılıç) »Moschee«, in: Burghardt, Daniel/Zirfas, Jörg (Hg.): Pädagogische Heterotopien: Von A bis Z, Weinheim, 2017.
  3. (mit Magnus Frank) »Die Bildungsinitiativen der Gülen-Bewegung in Deutschland – Sozialwissenschaftliche Perspektiven«, in: Barz, Heiner /Spenlen, Klaus (Hg.): Islam und Bildung – Auf dem Weg zur Selbstverständlichkeit, Wiesbaden, 2017.
  4. (Hg. mit Katrin U. Zaborowski) Migration: Auflösungen und Grenzziehungen. Perspektiven einer erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung, Wiesbaden, 2016.
  5. (mit Martina Löw) Einführung in die Soziologie der Bildung und Erziehung, Opladen, 2014.
  6. Interkultureller Unterricht – Inszenierung der Einheit des Differenten, Wiesbaden, 2011.

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