Über den Vortrag
Weder im rheinland-pfälzischen noch im deutschen oder amerikanischen Gedächtnis ist verankert, dass schon nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bis 1923 weite Teile des Gebiets von Trier bis Koblenz und im Westerwald eine eigene amerikanische Besatzungszone bildeten. Dabei markieren diese Jahre durchaus eine prägende Zeitspanne. Nach der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts näherten sich in den Jahren der amerikanischen Besatzung Deutsche und Amerikaner auf unterschiedlichen Ebenen an. In dieser Zeit begann eine politische Kooperation und Aussöhnung zwischen Deutschland und Amerika, die im August 1921 mit dem Separatfrieden zwischen den USA und dem Deutschen Reich einen ersten außenpolitischen Ausgleich und Höhepunkt fand.
Die Zeit der amerikanischen Besatzung von 1918 bis 1923 kann auch als Phase interkultureller Kommunikation zwischen Deutschen und Amerikanern betrachtet werden. So konnte die einheimische Bevölkerung die kulturellen Gewohnheiten ihrer Besatzer kennenlernen, etwa bei den Horseshows oder bei regelmäßigen Platzkonzerten, welche amerikanische Militärbands mit für deutsche Ohren sicher ungewohnten Klängen auf den öffentlichen Plätzen im ganzen Besatzungsgebiet gaben.
Einen wichtigen Beitrag zu dieser interkulturellen Annäherung markierten hierbei die Feiern zum amerikanischen Nationalfeiertag am 4. Juli (Independence Day), den die amerikanischen Militärbehörden jedes Jahr mit großem Feuerwerk vor der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz wie auch an anderen Orten innerhalb der Besatzungszone eindrucksvoll inszenierten. Der Vortrag beleuchtet am Beispiel amerikanischer wie auch deutscher Quellen, die amerikanische Intention dieser öffentlichen Inszenierungen wie auch die Reaktion und Wahrnehmung der deutschen Bevölkerung.
Der Redner
Dr. Kai-Michael Sprenger studierte Geschichte, Latein, Germanistik und Pädagogik in Mainz, Glasgow sowie Pavia und promovierte über mittelalterliche Landesgeschichte. Nach Stationen in Ravensburg und Rom war er von 2014 bis 2015 Geschäftsführer des Instituts für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz e.V. an der Universität Mainz. Von 2016 bis 2023 leitete er das Referat für Archive, Bibliotheken, Nichtstaatliche Museen, Landesgeschichte und Heimatpflege im rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration. Seit 2023 ist er Direktor der Bundesstiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte. Zu seinen Forschungsschwerpunkten hat er zahlreich publiziert, vorwiegend zur mittelalterlichen Kirchen- und Landesgeschichte (Italien, Mainz, Oberschwaben), zur Rezeptionsgeschichte des Mittelalters sowie zur Demokratiegeschichte.
Über die Reihe
Im Jahr 2026 jährt sich die amerikanische Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 zum 250. Mal. Das John McCloy Transatlantic Forum am Forschungskolleg Humanwissenschaften nimmt dies zum Anlass, um sich – gerade auch vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Entwicklungen in den USA – in einer interdisziplinären Vortragsreihe mit der Wirkungsgeschichte und Aktualität der »Declaration of Independence« zu befassen.
Die Reihe wird in Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte veranstaltet.
Anmeldung
Zur besseren Disposition bitten wir um vorherige Anmeldung bis zum 22. September unter:
anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.
Sie erhalten eine Anmeldebestätigung.