Dinner Reception am Kolleg
Kant und Kelsen – und die Demokratie in Kolumbien
Vortrag von Rodolfo Arango (Bogota)

Es waren theoretische Überlegungen, mit denen Professor Rodolfo Arango von der Universidad de los Andes in Bogota den Diskussionsabend einführte, der letzte Woche am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg stattfand: Was können die Theorien von Immanuel Kant (*1724) und Hans Kelsen (*1881) zur Begründung und Festigung von prekären Demokratien, beispielsweise in Kolumbien, beitragen?


Zunächst stellte Arango heraus, dass Kant – anders als oft behauptet wird – »authentischer Demokrat« sei. Die häufige Fehleinschätzung Kants als Antidemokrat gehe darauf zurück, dass Kant »Demokratie« im eigentlichen Wortsinn verstehe, als Herrschaft des Volkes und als despotische Staatsverfassung. So habe Kant auf empirischer Ebene die direkte Demokratie ohne Gewaltenteilung zurückgewiesen. Auf transzendentaler Ebene aber, also bei der Bestimmung der Bedingungen der Möglichkeit einer friedlichen Regierungsform, habe er ein republikanisches, repräsentatives System verteidigt, das den modernen parlamentarischen Demokratien stark ähnle. Zu den zentralen Prinzipien dieses Systems zählten die individuelle Freiheit, die rechtliche Gleichheit und die Abhängigkeit aller Rechtssubjekte von einer einzigen Gesetzgebung. Sodann führte Arango aus, dass die Interpretation von Kants Begriff der Republik im Horizont von Kelsens Demokratietheorie von großer Aktualität sei, weil dieser Begriff – im Unterschied zu liberalen oder kommunitaristischen Demokratiemodellen – pragmatisch und realitätsnah bleibe. Die Institutionalisierung der von Kant benannten republikanischen Prinzipien könne in Krisenländern wie in Kolumbien zur Konfliktbewältigung und Friedensstiftung beitragen. Mit dieser Argumentation löste Arango eine rege Diskussion unter seinem Publikum aus. Mit Blick auf den aktuellen bewaffneten Konflikt in Kolumbien stand die Frage im Mittelpunkt, ob »Waffen durch Argumente« ersetzt werden können, ob und wie Theorie in Politik münden könne.


Der Abend am Forschungskolleg Humanwissenschaften bildete den Auftakt zu einer Reihe von akademischen Veranstaltungen im Wintersemester 2013/14, zu denen das Forschungskolleg Humanwissenschaften die am Kolleg arbeitenden Gastwissenschaftler sowie Experten der nahe gelegenen Universitäten in regelmäßigen Abständen einlädt. Der Referent des Abends, der kolumbianische Rechtsphilosoph Rodolfo Arango, ist gegenwärtig Humboldt-Stipendiat am Institut für Philosophie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Im Jahre 2000 promovierte er in Deutschland an der Universität in Kiel. Seine Dissertation wurde 2001 unter dem Titel »Der Begriff der sozialen Grundrechte« beim Nomos-Verlag in Baden-Baden veröffentlicht. Sein jüngstes Buch »Democracia social. Un proyecto pendiente« (dt.: »Sozialdemokratie. Ein unvollendetes Projekt«) wird demnächst auch auf Deutsch erscheinen.

(FKH - 01.11.2013)
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