Vortragsreihe
Das Imperium im Wandel der Zeit
Bei der Eröffnung des neuen Themenjahres »Imperien und ihr Ende« am Historischen Kolleg (30.01.17) verdeutlichte der Historiker Thomas Maissen, wie vielschichtig der Begriff des Imperiums ist.

Was ist ein Imperium? Obwohl der Begriff in aller Munde ist, verdeutlichte Thomas Maissen, dass sich die Frage nach dessen Definition durchaus lohnt: Imperien zeichnen sich durch eine große Ausdehnung aus, durch Kolonien in Übersee, durch ein monarchisches Haupt, durch den Anspruch universell und unbegrenzt – ein Weltreich – zu sein, durch eine imperiale Mission (ganz klassisch etwa die Pax Romana), durch Expansion, Plurireligiösität, Multiethnizität, abgestufte Autonomien im Inneren, eine einheitliche Außen- und Verteidigungspolitik, aber keine Vereinheitlichung von Rechtsordnungen im Inneren. Doch sind diese Definitionskriterien insgesamt nur bedingt gültig. Bei einigen der Kriterien ist schnell ein prominentes Gegenbeispiel zur Hand. So hatte zum Beispiel das »Amerikanische Imperium« nie Kolonien im eigentlichen Sinne.

Genauso vielschichtig wie der Begriff selbst erscheint die historische Genese des »Imperiums« sowie die seiner Bedeutung und Bewertung im Laufe der Zeit. Das von lat. »imperare« (befehlen) abgeleitete Wort meinte in der Römischen Republik zunächst die persönliche Befehlsgewalt der obersten Amtsträger. Ab dem 1. Jh. n. Chr. bezeichnete es zusätzlich das Objekt der Herrschaftsgewalt, also den unterworfenen Gegenstand. In der Spätantike trat neben die bis dahin dominante Konnotation dieses Gegenstandes mit zeitlicher und räumlicher Unbegrenztheit das Bewusstsein für dessen Vergänglichkeit. Das Römische Reich wurde als im Untergang begriffen, doch es schien keine plausible Alternative zur Vorstellung der »Roma eterna« zu geben, die sich in verschiedenen Spielarten durch die Jahrhunderte zog bis hin zur Imagination des tausendjährigen Reiches durch die Nationalsozialisten.

Die auf das Buch Daniel zurückgehende und von Hieronymus auf Babylon, Persien, Griechenland und das Römische Imperium übertragene Lehre von den vier einander ablösenden Weltreichen, denen das Weltenende folgen würde, mündete in dem Konzept einer »Translatio imperii«, nach dem das Römische Reich nicht unterging, sondern sogenannten im Heiligen Römischen Reich bzw. dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bis 1806 fortbestand. Obwohl die frühesten Christen das ewige römische Imperium als ebenso falsch abgelehnt hatten wie die römischen Götter, hatte es also eine heilsgeschichtliche Dimension.

Die Denker der Renaissance trauerten dem Römischen Imperium nach und wiesen das Deutsche Reich als Erbe der barbarischen Goten zurück, die Rom zerstört hatten. Im Reich Karls V. (1500 – 1558), in dem die Sonne nie unterging, gelangte der Idealtypus eines Imperiums trotzdem noch einmal zur Blüte. Doch seine Universalreichspläne scheiterten nicht zuletzt am Widerstand der Franzosen, den Vorreitern des staatlichen Souveränitätsgedankens. Bis heute gilt der souveräne (National-)Staat als Gegensatz des Imperiums, das vor diesem Hintergrund eher als Machtstruktur denn als Institution zu verstehen ist.

(FKH - 24.02.2017)
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