Till van Rahden



Professor für Deutschland- und Europastudien, Université de Montréal (Kanada)

Aufenthalt am Forschungskolleg Humanwissenschaften:
Juni-Juli 2010, Mai-August 2014, Februar-August 2015, Dezember 2016-August 2017, April-Juli 2019

Forschungsthema am Forschungskolleg Humanwissenschaften:
»The Blessings of Complexity. On Democratic Forms as Elusive Objects«

Projektbeschreibung:
Wir alle sind jetzt Demokraten. Und doch werden in wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten der Zweifel lauter, ob die Demokratie auch in Zukunft überleben kann. Gegenwärtig beherrschen die Sozialwissenschaften die demokratietheoretische Debatte. Die Geistes- und Kulturwissenschaften dagegen haben bisher wenig zu der Frage beigetragen, wie wir die Demokratie als eine ebenso unwahrscheinliche wie fragile politische Ordnung verstehen können. Vor diesem Hintergrund möchte ich die Rolle der Geistes- und Kulturwissenschaften in akademischen Debatten über die Bedeutung von Demokratie als einer Lebensform stärken. Das Interesse gilt dabei nicht der Bedeutung des Inhalts (etwa die demokratischen Ideen in öffentlichen Kontroversen), sondern der Bedeutung der Form. So lädt das Forschungsprojekt zum Gespräch über die Bedeutung von Ästhetik, Stil und Umgangsformen für die Demokratie ein. Ein solcher Perspektivenwechsel reagiert auf den Vorbehalt, die Betonung demokratischer Formen, Stile und ästhetischer Repräsentationen lenke von wichtigeren Fragen über die Substanz von Demokratie und demokratischen Verfahren ab. Zu den Schlüsselfragen eines solchen Bestrebens gehören: Wenn eine spezifische Kultur eine wesentliche, obgleich schwer fassbare Grundlage für demokratische Verfassungen bildet, ist es dann möglich zu bestimmen, welche Formen und Stile es sind, welche die Demokratie als Lebensform fördern, erhalten und beleben? (Till van Rahden)

Zusammenarbeit:
Der Aufenthalt von Till van Rahden in den Jahren 2010, 2015 und 2017 wird gefördert vom Exzellenzcluster »Die Herausbildung normativer Ordnungen«. 2014 war er auf Einladung von Andreas Fahrmeir (Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität) und dem Historischen Kolleg zu Gast am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Dabei forschte er zu verschiedenen Aspekten seines Schwerpunktes »Formen, Stil und Geselligkeit: Demokratie als Lebensform«.
2019 ist er Mitglied des von der Aventis Foundation geförderten Forschungsprojektes »Komplexität in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft«.

Wissenschaftliches Profil von Till van Rahden


Till van Rahden unterrichtet Neuere und Neueste Geschichte an der Université de Montréal, von 2006 bis 2016 als Inhaber des Canada Research Chair in German and European Studies. Anschließend war er Fellow am Leibniz Institut für Europäische Geschichte in Mainz sowie am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Europäischen Geschichte seit der Aufklärung. Dabei interessiert er sich besonders für die Spannung zwischen dem schwer fassbaren Versprechen demokratischer Gleichheit und der Allgegenwart von kultureller Vielfalt und moralischen Konflikten. 1999 wurde er an der Universität Bielefeld promoviert. Seine Studie Jews and other Germans: Civil Society, Religious Diversity and Urban Politics in Breslau, 1860-1925 (Madison, 2008) wurde mit dem »Fraenkel Prize in Contemporary History« ausgezeichnet.

Forschungsschwerpunkte:
Neuere europäische und deutsche Geschichte, jüdische Geschichte, Kulturgeschichte, Geschichte der Demokratie, Geschichte von moralischen Leidenschaften und Konflikten

Veröffentlichungen (Auswahl):
  1. Demokratie. Eine gefährdete Lebensform, Frankfurt am Main: Campus, 2019.
  2. »Lumpen sammeln. Mit Siegfried Kracauer im Dickicht des 19. Jahrhunderts«, in: Historische Zeitschrift Bd. 307, H. 2 (2018), S. 319-340.
  3. »Eine Welt ohne Familie: Über Kinderläden und andere demokratische Heilsversprechen«, in: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung Bd.14 (2017).
  4. »Was war die ›vaterlose Gesellschaft‹? Alexander Mitscherlich und die Debatte über Demokratie und Autorität«, in: Hilde Landwehr und Catherine Newmark (Hg.), Wie männlich ist Autorität? Feministische Kritik und Aneignung. Politik der Geschlechterverhältnisse, Frankfurt: Campus, 2018.
  5. »Sanfte Vaterschaft und Demokratie in der frühen Bundesrepublik«, in: Bernhard Gotto und Elke Seefried (Hg.), Männer mit ›Makel‹. Männlichkeiten und gesellschaftlicher Wandel in der Bundesrepublik Deutschland. Zeitgeschichte im Gespräch, München: de Gruyter, 2016, S. 142-156.
  6. (hg. mit Oliver Kohns und Martin Roussel), Autorität: Krise, Konstruktion und Konjunktur (= Texte zur politischen Ästhetik Bd. 5), Paderborn: Wilhelm Fink, 2016.
  7. »History in the House of the Hangman: How Postwar Germany Became a Key Site for the Study of Jewish History«, in: Steven E. Aschheim und Vivian Liska (Hg.), The German-Jewish Experience Revisited, Berlin: de Gruyter, 2015, S. 171-192.
  8. »Clumsy Democrats: Moral Passions in the Federal Republic«, in: German History, Bd. 29, Nr. 3 (2011), S. 485-504.
  9. »Fatherhood, Rechristianization, and the Quest for Democracy in Postwar West Germany«, in: Dirk Schumann (Hg.), Raising Citizens in the »Century of the Child«: Child-Rearing in the United States and German Central Europe in the Twentieth Century (= Studies in German History, Bd. 12) , New York: Berghahn Books 2010, S. 141-164.
  10. (hg. mit Daniel Fulda, Stefan-Ludwig Hoffmann und Dagmar Herzog), Demokratie im Schatten der Gewalt: Geschichten des Privaten im deutschen Nachkrieg, Göttingen: Wallstein-Verlag 2010.
  11. Jews and other Germans: Civil Society, Religious Diversity and Urban Politics in Breslau, 1860 to 1925 (George L. Mosse Series in Modern European Cultural and Intellectual History), Madison, WI: The University of Wisconsin Press, 2008.
  12. »Jews and the Ambivalences of Civil Society in Germany, 1800 to 1933. Assessment and Reassessment«, in: Journal of Modern History Bd. 77 (2005), S. 1024-1047.

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