Aus Sao Paulo nach Bad Homburg
rnErste südamerikanische Gastwissenschaftlerin forscht zur Diskurstheorie des Rechts
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Das Forschungskolleg Humanwissenschaften freut sich über seinen ersten Fellow aus Südamerika. Flavia Portella Püschel kommt aus Brasilien und wird noch bis Juli in Bad Homburg bleiben. Die junge Wissenschaftlerin mit deutschen Vorfahren ist Professorin für Privatrecht an der Juristischen Fakultät der Getulio Vargas Stiftung in Sao Paulo. Sie folgt einer Einladung des Exzellenzcluster »Die Herausbildung normativer Ordnungen« der Goethe-Universität. Ihr Forschungspartner in Frankfurt und Bad Homburg ist der Rechtswissenschaftler Prof. Klaus Günther, einer der Sprecher des Clusters und Mitglied im Direktorium des Kollegs. Die brasilianische Juristin bearbeitet während ihres Forschungsaufenthaltes das Thema »Diskurstheorie des Rechts und kommunikative Funktion der zivilrechtlichen Haftung«.

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»Die zivilrechtliche Haftung befindet sich in einer anscheinend paradoxen Situation. Einerseits gilt sie nach wie vor als zentrale Institution des Privatrechts, andererseits kann sie Aufgaben, die mit ihr verbunden werden, in gewissen Fällen gar nicht erfüllen«, skizziert Flavia Portella Püschel den Ausgangspunkt ihrer Überlegungen.

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Das Haftungsrecht sieht die Leistung von Schadenersatz vor. Die Aussicht, möglicherweise Schadenersatz leisten zu müssen, soll auch abschreckend und damit präventiv wirken. Doch welche Rolle können Schadenersatz und Prävention überhaupt noch spielen, wenn der Schaden nicht annähernd ersetzt werden kann? Die möglichen Gefahren der Atomenergienutzung beispielsweise sind beträchtlich. Und welche Schäden gentechnisch veränderte Organismen verursachen können, weiß noch niemand. Trotzdem sehen die allermeisten Länder auch in diesen Bereichen eine zivilrechtliche Haftung vor.

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»Die Diskurstheorie des Rechts kann zur Erklärung beitragen, warum an einer zivilrechtlichen Haftung auch in solchen Fällen festgehalten wird, in denen sie als Mittel des Schadenersatzes oder der Prävention eigentlich zwecklos oder unmöglich ist«, erläutert Flavia Püschel. Der wesentliche Gedanke in diesem Zusammenhang ist die kommunikative Funktion der Zuschreibung von Verantwortung in der Gesellschaft, wie ihn der Frankfurter Rechtswissenschaftler Klaus Günther in Bezug auf das Strafrecht entwickelt hat. Flavia Püschel möchte diese Theorie der Verantwortung auch für das Zivilrecht fruchtbar machen. Das Bad Homburger Projekt der brasilianischen Wissenschaftlerin ist Teil eines größeren Forschungsvorhabens, in dessen Rahmen sie verschiedene Rechtfertigungsdiskurse des Haftungsrechts analysiert.

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Flavia Püschel wurde in Sao Paulo geboren, wo sie auch studierte und promovierte. Zu ihren akademischen Stadtionen gehörte die Ludwig-Maximilians-Universität, dort forschte sie als Gastdoktorandin.

(FKH - 10.02.2011)
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