Goethe-Fellows
Forschung über chinesischsprachige Kultur in der Gegenwart
»Sinophone Classicism« ist der Titel eines Forschungsprojektes, das Goethe-Fellow Zhiyi Yang entwickelt. Hierfür bringt sie international renommierte Sinolog:innen und Kulturwissenschaftler:innen in einer Vortragsreihe und in Workshops zusammen; viel beachtete Publikationen präsentieren Ergebnisse der Forschung.

Das Konzept »Sinophone Classicism«
»Sinophone Classicism« ist ein von der Sinologin Zhiyi Yang entwickeltes Konzept. »Sinophone« bezieht sich auf die chinesischen Sprachen, zu denen nicht nur das standardisierte Hochchinesisch, das Mandarin, zählt, sondern auch andere chinesische Sprachen. »Classicism« hingegen bezieht sich auf innovative Wege der Anpassung, Neuerfindung, Umwidmung und Aneignung einer kulturellen Vergangenheit, die von den Akteuren des kulturellen Gedächtnisses als »klassisch« angesehen wird. Die Bedeutung klassizistischer Literatur- und Kunstwerke im globalen chinesischsprachigen Raum und Cyberspace hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen: in der Mode und in der Musik, im Tanztheater und in der Popkultur, in der digitalen Kunst und in der Avantgarde-Dichtung. »Sinophone Classicism« kann deshalb als ein ‒ dezentraler, mehrsprachiger und interkultureller ‒ begrifflicher Rahmen zur Erforschung der kontinuierlich sich verändernden Aneignung der chinesischen kulturellen Vergangenheit verstanden werden. Dieses Bezugssystem ermöglicht es zu verstehen, wie das kulturell angeeignete »Chinesischsein« ‒ subjektiv, ganz persönlich und reflexiv ‒ individuell erfahren wird; es handelt sich um Erfahrungen, die zeitlich, mnemotechnisch und heutzutage oft in digitalen Medien vermittelt sind. Der vorgeschlagene begriffliche Rahmen greift Befunde neuerer wissenschaftlicher Bestrebungen auf, die ein Verständnis der chinesischen Moderne dekonstruieren möchten, demzufolge die Moderne eine monozentrische und homogene Erfahrung ist, und er nimmt den Klassizismus als eine Art von »antimoderner Moderne« in den Blick. Außerdem knüpft das vorgeschlagene Bezugssystem an die post-eurozentrische Wende in der Wissenschaft an, indem es auf eine Zukunft kulturübergreifender Klassizismen hinweist.

Publikationen
Das Konzept wurde erstmals von Zhiyi Yang in dem viel beachteten Artikel »Sinophone Classicism. Chineseness as Temporal and Mnemonic Experience in the Digital Era« definiert, der 2022 in The Journal of Asian Studies veröffentlicht wurde. Weiter ausgeführt wird es in dem Aufsatz »Classicism in Digital Times. Textual Production as Cultural Remembrance in the Sinophone Cyberspace«, der in den von dem Zhiyi Yang und David der-Wei Wang (Harvard University) edierten Sonderband Prism. Theory and Modern Chinese Literature einleitet, der 2023 erscheinen wird. Unter dem Titel »Global Sinophone Classicisms« bereiten Yang und Wang zudem die Herausgabe eines Handbuches vor, das eine Vielzahl von Phänomenen erforscht, um den begrifflichen Rahmen von »Sinophone Classicism« zu vertiefen, zu erweitern und zu modifizieren. Besonderes Augenmerk gilt den Fragen der Hybridität und der agency und der Auseinandersetzung mit Kritiken.

Die Vortragsreihe »Sinophone Classicism«
Die Vortragsreihe »Sinophone Classicism«, die im Wintersemester 2021 begann, hat seither 15 renommierte Wissenschaftler:innen aus Nordamerika, Ostasien und Europa zu Vorträgen an das Forschungskolleg Humanwissenschaften eingeladen. Im Sommersemester 2023 hielt Mingwei Song (Wellesley College, USA) einen Vortrag über die Archäologie und Futurologie in der zeitgenössischen chinesischsprachigen Science Fiction Literatur; Fangdai Chen (Lingnam University Hongkong) sprach über das Neo-Avantgardistische im klassizistischen Roman des jungen, im Internet publizierenden Schriftstellers Chen Chuncheng, und Barbara Mittler (Universität Heidelberg) untersuchte in ihrem Vortrag die klassische Ästhetik der »schwangeren Stille« und die Tradition des Protests in der chinesischen Literatur und Musik, die in eine Musikstück gipfelte, das während des Covid-Lockdowns in Shanghai im Frühjahr 2022 komponiert wurde. Alle Vorträge fanden im hybriden Format statt, sodass auch Interessent:innen, die nicht in Frankfurt leben, daran teilnehmen konnten. Einige Vorträge können auf dem YouTube Kanal des Kollegs nachgehört werden.

Workshops in Zusammenarbeit mit der Harvard University und der Lingnam University
Unter dem Titel »Classicism in Digital Times« fand im Juni 2022 ein Online-Workshop statt, der von drei Universitäten durchgeführt wurde – der Harvard University, der Lingnam University und der Goethe-Universität. Gegenwärtig plant Zhiyi Yang gemeinsam mit David der-Wei Wang einen weiteren Workshop, der im Mai 2024 vor Ort am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität stattfinden wird.

Aufbauend auf den akademischen Erfolgen des Forschungsprojektes bereitet Zhiyi Yang Förderanträge in verschiedenen Konstellationen vor.

Kontakt
Prof. Dr. Zhiyi Yang, Goethe-Universität (z.yang@em.uni-frankfurt.de)



(FKH - 23.06.2023)
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